Spiel, Spaß und Spannung

(von Fabian, 18.11.2010)

Ich fang mal im Casa do Fazer an: Während ganz am Anfang noch um die 20 Kids in der 1. Gruppe waren, trollen nun nur noch um die 10 herum. Auf die Frage an den Lehrers, warum dies so sei, bekam ich die Antwort, dass es vor allem auch mit der Misere hier zu tun hat. Der Hauptgrund ist, dass die Kids zu Hause aushelfen und deshalb nicht in die Schule oder ins Casa kommen können. Oder sie leiden unter den Drogeneinfluss der Eltern. Oder sie ziehen los und müssen das Geld für die Familie beschaffen, durch Prostitution oder auf andere Art und Weise.
Die 2. Gruppe am Mittag ist immer noch so vollzählig und stürmisch wie am Anfang. Mittlerweile können wir den Kids bei den Hausaufgaben helfen, wenn sie denn welche haben. Ansonsten kommen sie zum Basteln oder zum Spielen ins Casa. Zur Zeit ist Schach und Dame ganz angesagt, welches zusammen mit Domino die beliebtesten Spiele in Brasilien sind. Wenn gebastelt wird, dann wird oft einfach etwas abgezeichnet, ein Motiv, oder ein Bild aus dem Raum. Oder, wie schon mal berichtet und auch auf den Bildern zu sehen, werden Dachpfannen mit Tiermotiven versehen. Letztens haben wir mit den Kids Weihnachtspostkarten gemalt, welche wir nach Deutschland via E-Mail, geschickt haben und die dort u.a. zum Verkauf stehen. Oder an Amigos verschickt werden als Dank für die regelmässigen Spenden. Oder erst vor zwei Wochen haben wir mit Fingerfarben und Kartonpapier Sonnenblumen gebastelt. Es ist etwas schweisstreibend, den Kids die Finger mit der Farbe einzukleistern, aber das Resultat lässt sich sehen. Einen Fussball gibt es zur Zeit leider nicht, aber wir werden bald einen besorgen. Ein weiteres beliebtes Spiel ist Ringe um Stäbe mit vorgesehener Punktezahl zu werfen. Leichter gesagt als getan bei dem Wind, der gelegentlich noch etwas stark ist. Wer am Ende einer Runde die meisten Punkte geworfen hat, kann sich einen Gewinn aussuchen, Bleistift, Kulli, oder andere Stifte. Es wird natürlich so lange gespielt, bis jeder etwas abgestaubt hat, damit die Gerechtigkeit bewahrt bleibt ;-).


Ansonsten haben wir auch an einem Tag mal Sackhüpfen gespielt. Als wir den Kids den Verlauf erklären wollten, kam es allerdings zu Verständnisschwierigkeiten seitens der Kids oder Erklärungsschwierigkeiten unsererseits…nach grossem Geschrei und Hin und Her musste Junior, der Prof, der sich geschickterweise verzogen hatte, herbeigerufen werden und das Spiel dirigieren.
Weiterhin ist zur Zeit etwas Wasserknappheit, sodass den Kids nach 2,3 Flaschen Wasser gesagt werden muss, dass es keines mehr gibt. Die Trinkbrunnen sind zur Zeit etwas am Ende ihrer Vorräte angelangt. Eine andere Neuigkeit ist, dass unsere Köchin im Casa eine andere Arbeit gefunden hat. Das passiert hier manchmal, vor allem da Emáus vor allem zum Ziel hat, den Menschen in Armut eine Stütze zu sein! Die MitarbeiterInnen haben eine Arbeit, eine geregelte Arbeitswoche und verdienen etwas Geld. Das Geld dient dazu, den Menschen zu helfen, damit sie irgendwann eine besser verdiente Arbeit erhalten – die nun unsere Köchin wohl erhalten hat. Nun ja, damit wir aber nicht verhungern in der Mittagszeit, worauf hier natürlich sehr grossen Wert drauf gelegt wird, kocht nun eine Nachbarin in den Favelas. Mit ihrem älteren Sohn hält sie die Küche sauber und die Kochtöpfe mit leckerem, eintönigem Essen – Reis, Bohnen, Nudeln, Eiern, Fleisch und manchmal etwas Gemüse – stets gefüllt. Ihre beiden jüngeren Söhne, die auch jeden Tag im Casa rumflitzen, bekommen somit auch täglich ihre warme Mahlzeit. Und der Rest, der übrig bleibt, wird fürs Abendessen oder andere Familienmitglieder mitgenommen.

P.S.: Heute ging schon die erste Weihnachtsschmückerei auf dem Bazar los… Bäume und anderes Schmückgedöns aus eingestaubtem Plastik. Den ersten geschmückten Baum habe ich allerdings schon Mitte Oktober gesehen… Na dann: Feliz natal!