Ein Jahr in Vila Velha

 von Sandra Leniger

Sandra arbeitete von September 2005 bis September 2006 im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres in Vila Velha und hat diese Zeit folgendermaßen erlebt.

„Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, seit meinem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Vila Velha. Vor meiner Abreise nach Fortaleza damals versuchte ich mir ein möglichst genaues Bild der dortigen Verhältnisse zu machen. Doch dann hautnah mit dem wirklichen Leben in der Vila Velha in Berührung zu kommen, war für mich ein richtiger Schock. Ich erinnere mich vor allem an die unbeschreibliche Armut, die ich dort sah. Meine Aufgabe in der Vila Velha sollte es sein, zusammen mit einer Lehrerin Nachhilfeunterricht für die Kinder in der Favela zu geben. Allerdings waren die meisten Kinder gar nicht erst zur Schule angemeldet. Daher mussten wir als erstes mit deren Familien in Kontakt treten und sie davon überzeugen, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Das Gute an dieser schwierigen Aufgabe war, dass ich die Menschen in der Vila Velha schnell kennen lernte. Es dauerte nicht lange, bis ich mich dort wie zu Hause fühlte und Freundschaften schloss, die bis heute halten. Das Casa do Fazer, in dem wir unterrichteten, stand damals allein inmitten des mit einfachen Hütten besiedelten Mangrovengebietes. Es gab weder das „Ambulatorio“, den „Sala Verde“ noch den „Dereitos Humanos“- Raum, in dem rechtliche Beratung angeboten wird. Im August dieses Jahres war ich zum ersten Mal seit 2006 wieder in Fortaleza und der Vila Velha und überglücklich zu sehen, dass aus dem einsamen Casa do Fazer ein richtiges Zentrum für die Menschen in der Vila Velha geworden war. Die Bewohner der Favela sind so dankbar für die Hilfe, die dort angeboten wird. Ich bin begeistert, wie viel man mit Engagement und Solidarität verändern kann und stolz, ein Teil davon zu sein.“